Theo Mittel

Theo Mittel

108 Hauptstrase

Eigentümer 1932: Theo Mittel

Theo Mittel (1885) war mit seinem Bruder Josef (siehe Haus Nr. 44) Teilhaber der Fa. Rose (Essigmittel).
Er hatte mit seiner Frau Fanni (1892), geborene Naumann, zwei Kinder, Ilse (1916) und Paul, die bereits 1937 nach USA auswanderten, während Theo mit seiner Frau erst nach der Pogromnacht 1939 aufbrach und sie in Havanna warten mussten, bis sie in die USA einreisen konnten.
In der Pogromnacht wurde Theo schreiend durch die Enggasse zum offenen Lastwagen getrieben, der die Juden nach Neustadt ins Gefängnis brachte. Sein Cousin Josef (1877) mit seiner Frau Rosa (1890) wohnten bei ihm im Haus.
Sie sind 1939 ebenfalls nach Amerika (Havanna) ausgewandert.

Emil Brandis

Emil Brandis

11 Schlossgasse

Eigentümer 1932: Emil Brandis

Emil Brandis(1878) in Hs.­nr. 11 hatte die Söhne Adolf(1903) und Justin(1906), seine Frau Rinetta(1878) ist bereits 1926 verstorben. Neben ihrem Grab im Unslebener Friedhof hatte sich Emil Brandis einen Platz für sich reserviert.
Adolf hat anfangs Juli 1934 einen Garten gekauft. Dieser wurde in einer Nacht verwüstet. Adolf erstattete Anzeige, diese richtete sich auch gegen SA­Männer. In der Nacht vom 14./15. Juli demonstrierten SA-­Männer vor dem Anwesen, drei Fensterscheiben und ein Fensterladen wurden beschädigt, die Haustüre eingedrückt.
Dabei gab Justin Brandis, der jüngere Bruder aus einer Browning­-Pistole zwei Warnschüsse ab.
Gegen ihn wurde Strafanzeige erstattet. Beide Brüder wurden ins Amtsgefängnis nach Neustadt eingeliefert, Adolf wies daraufhin, dass er keine SA­-Leute der Beschädigung bezichtigt habe. Am 17. Juli demonstrierten ca. 100, meist jüngere Leute, vor dem Amtsgefängnis.
Bezirksamtvorstand Stümmer erfuhr, dass die Demonstrationen solange fortgesetzt werden sollten, bis die beiden Juden nach Dachau eingeliefert werden.
Er verfügte daher die Verlegung nach Schweinfurt. Am 27. Juli wurden Adolf und Justin Brandis nach Rücksprache mit der Kreisleitung der NSDAP entlassen unter der Bedingung nicht nach Unsleben zurückzukehren.
Sie verzogen nach Meiningen und wanderten in die USA aus, ihr Vater Emil verkaufte sein Geschäft an Albert Mölter und verzog schließlich nach Leipzig und kam von dort nach Izbica. Aus einer Auskunft des Bürgermeisters von 1938 geht hervor, dass Albert Mölter seinen Emmentaler Käse von der Fa. Brandis und Oberbrunner, Meiningen bezieht.

 

Ludwig Naumann

Ludwig Naumann

87 Enggasse

Eigentümer 1932:  Ludwig Naumann

Ludwig Naumann (1895) hat mit seinen Brüdern Nathan und Otto die Fa. Gärtner, Getreide­ und
Futtermittelhandel geführt. Er verließ Deutschland 1937 offensichtlich, um für seine Familie die
Ausreise vorzubereiten. Der Vorgang seiner Ausreise verlief wie folgt:
18. 8.1937 Antrag auf Beurlaubung vom Wehrdienst wegen Auswanderungsabsicht
28. 8.1937 wird er mit Reisepass zum Bezirksamt bestellt
2. 9.1937 Reichsbankstelle Würzburg
3. 9.1937 Oberfinanzdirektion Würzburg stimmt vorerst nicht zu
4. 9.1937 Finanzamt ok
7. 9.1937 Kreisleitung der NSDAP ok
8. 9.1937 Gestapo ok
6.10.1937 Oberfinanzdirektion Würzburg ok
14.10.1937 Reisepass mit Gültigkeit bis 14.10.1938
22.10.1937 Bezirksamt meldet an Gestapo Auswanderung für den 20.10.1937 nach NY
22. 5.1939 Deutsches Generalkonsulat N.Y. teilt mit, dass Reisepass um 1 Jahr verlängert wurde

Nach einem halben Jahr bereits (27.4.1938) beantragt seine Frau Hilde Naumann (1897) für sich
und ihre drei Kinder Fanny Lotte (1925), Ruth (1928), Fritz (1930) die Ausreise. nach USA.
Auf ihrem Pass vom 28.5.1935 mit Transitvisum für Frankreich waren drei Geldsendungen von je
10 Mark ab Postamt Unsleben und Mellrichstadt eingetragen.
Ihr Ausreisevorgang verlief wie folgt:
6.5.38  Finanzamt ok
10.5.38 Reichsbankstelle ok
12.5.38 Oberfinanzdirektion Würzburg vorerst nicht ok
12.5.38 Gestapo ok
18.5.38 Kreisleitung der NSDAP ok
22.6.38 Oberfinanzdirektion Würzburg ok
29.6.38 Ausreise

Isaak Strauß

71 Streugasse

Eigentümer 1932: Isaak Strauß

Isaak Strauß war Kaufmann. In dem kleinen Häuschen betrieb er einen Kolonialwarenladen. Er verstarb 1932, seine Frau Rosa beging 1939 Selbstmord, nachdem ihr Sohn Max(1902) nach England gegangen war.

 

 

Karl Mittel II

Karl Mittel II

70 Mühlweg

Eigentümer 1932: Karl Mittel II

Karl Mittel II(1866) war Landwirt und Seilwarenhändler. Mit im Geschäft war sein ältester Sohn Siegfried(1897). Er selbst ist bereits 1927 verstorben. Seine Frau Sarchen folgte ihm 1933. Die Familie war zur Unterscheidung von den vielen Mittel-­Familien auch als Wasser­-Mittel bekannt, weil sie am Wasser wohnten.
Das Haus war bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts in jüdischer Hand, und zwar nannte sich die Familie Rosenbaum, in die später Wolf Brandis aus Maßbach einheiratete. Zeugnis für ein altes Judenhaus gibt ein Balken des Obergeschosses, indem eine Inschrift eingeritzt.
die besagt: „Jud From Abraham Simon B. H. 1806“, darüber ein eisernes Kreuz. Sie dürfte bedeuten, dass der Jud From, Sohn des Abraham Simon 1806 in den Napoleonischen Kriegen teilgenommen und dort umgekommen ist. Das B H bedeutet wohl „Begraben hier“, eine alte jüdische Formel auf Grabsteinen.
Die Söhne des Karl Mittel II, Siegfried(1897), Ernst(1904) und Benno(1910) sind 1937 nach Frankreich ausgewandert und dort ist mindestens einer von ihnen in die Fremdenlegion gegangen.

Kuno Mittel

Kuno Mittel

81 Geiersgasse

Eigentümer 1932: Kuno Mittel

Kuno Mittel(1871) war Landwirt und Viehhändler. Mit seiner Frau Karolina(1876) hatte er zwei
Kinder, Meta (1905) und Alfred(1907). Beide sind 1936 nach USA ausgewandert. Ihre Eltern
folgten nach der Pogromnacht 1938 über Havanna.
In der Pogromnacht waren die in Unsleben lebenden Juden gewarnt. Die meisten hatten sich
versteckt oder waren auswärts, nicht aber Kuno Mittel. Als die Schergen in sein Haus eindrangen
und aufforderten mitzukommen, bat er nur darum, dass er sich noch eine Pfeife stopfen darf.