Max Mittel

Max Mittel

Streugasse – 47

Eigentümer 1932:  Max Mittel

Markus(1875), der sich später Max nannte wohnte, zunächst mit seiner Frau Kuni und seinem jüngeren Bruder Selmar im gleichen Haus.
Max war Viehhändler und zog später in das Haus von Bernhard Lustig(Haus Nr. 49), Selmar war Kaufmann.
Max wanderte mit seinen sechs Kindern, Wilhelm, Frieda, Rosa, Lotte, Selmar und Walter, 1939 über Havanna in die USA aus.
Selmar´s Tochter Susie war bereits 1934 nach New York ausgewandert. Die Eltern folgten erst 1938 mit Sohn Herbert über Havanna in die USA.

 

Josef Mittel

Josef Mittel

Streugasse-44

Eigentümer 1932: Josef Mittel

Josef Mittel (1888) hat das Anwesen mit der Essigfabrik als Heiratsgut seiner Frau Fanny (1891) Liebenthal erhalten.
Deren Onkel Hermann hat die Essigfabrik 1897 von Heinemann und Sophie Rose für 12000 Mark gekauft, die nach Meiningen verzogen waren.
Josef Mittel betrieb das Geschäft zusammen mit seinem Bruder Theo, der in der Hauptstraße 108 wohnte.
Zur Unterscheidung mit den vielen anderen Mittel­-Familien wurden diese die Essig­-Mittel genannt.
Neben Essig wurden dort aber auch Branntwein und Liköre hergestellt, wie es die Anzeige ausweist.
Nach dem Weggang der Gebrüder 1939 über Havanna in die USA wurde das Geschäft von der Fa. Hügelschäfer, Sommerhausen übernommen und weitergeführt.
Josef Mittel hatte mit seiner Frau Fanny die Kinder Ruth, Käte, Edith und Günther. Ruth war schon als erste nach Rio ausgewandert, Käthe nach Palästina, Edith und Günther wanderten 1939 mit den Eltern über Havanna in die USA aus.
Edith betätigte sich als Bildhauerin. Sie erzählte bei einem Treffen, dass sie sich in der Pogromnacht auf dem Heuboden verschanzt hatte. Ihr Vater sei von Arbeitern in einem leeren Weinfass versteckt worden. Die Rezepturen für die Liköre hätten ihr Vater und Onkel nicht an die Fa. Hügelschäfer weitergegeben.

 

Emanuel Mittel

Emanuel Mittel

74 Streugasse

Eigentümer 1932: Emanuel Mittel

Emanuel Mittel war Viehhändler. Er wanderte mit seiner Frau Rinetta(1875), seinem Sohn Rudolf(1906) und der Tochter Hannelore(1922) über Havanna in die USA aus. Mit im Haus wohnten auch der Kaufmann Selli Mittel(1903 )mit seiner Frau Martha(1910), den Kindern Susie und Herbert(1938). Susie wanderte beereits 1934 in die USA, der Rest der Familie 1938 über Havanna in die USA.

 

 

Sophie Mittel

Sophie Mittel

Streugasse-42

Eigentümer 1932: Sophie Mittel

Sophie Mittel(1855) war Lehrerswitwe, die 1935 in Unsleben verstarb.
Ihr Mann(1846) war von 1868 bis 1905 Lehrer in der Judenschule in Unsleben und verstarb 1915. Er ist auch im Unslebener Friedhof beerdigt, aber sein Grab ist nicht mehr auffindbar oder kann nicht sicher identifiziert werden.
Das einzige Kind Siegfried ist bereits im Babyalter 1876 gestorben.

Gabriel Kuhl

Gabriel Kuhl

Schlossgasse – 19

Eigentümer 1932: Gabriel Kuhl

Gabriel Kuhl war Metzgermeister. Er und seine Frau Hannchen starben in den 30er Jahren in Unsleben und sind im dortigen Friedhof beerdigt. Das Haus übernahm sein Sohn Richard mit seiner Familie. Richard (1891) war Metzger und Schächter.
Er wurde mit seiner Frau Frieda (1892) und den Kindern Klara (1922), Leo (1924) und Hermann (1933) im April 1942 über Würzburg nach Izbica deportiert.
Das Haus wurde dann von Erwin Bardroff übernommen, der in seiner aktiven Zeit in der nahe gelegenen Getreidehandelsfirma der Familie Naumann beschäftigt war und in seinen letzten Jahren als Hausmeister der Synagoge diente.

Geschwister Liebenthal

Geschwister Liebenthal

 Hauptstrasse – 171

Eigentümer 1932: Geschwister Liebenthal

Die Villa für vier Familien wurde 1928 als zweiter jüdischer Neubau errichtet, nachdem etwa 100 Jahre vorher Männlein Donnerstag sein Haus in der Streugasse neu erbaut hatte.

Fritz Liebenthal (1905), der jüngste der Geschwister war noch ledig, er war einer der drei persönlich haftenden Gesellschafter der Fa. Zschökel. Die Fa. hatte einen regen Export ihrer Erzeugnisse in die USA. Er soll bereits Mitte der 1930er Jahre einmal in den USA gewesen sein und konnte 1939 auch direkt in die USA auswandern.

Heinrich Liebenthal (1897) war verheiratet mit Anny Neuhaus (1908), sie hatten eine Tochter Elisabeth(1930).
Heinrich war einer der drei persönlich haftenden Teilhaber der Fa. Zschökel.
Alle seine Brüder und die Schwester Toni waren in der Firma tätig, aber er war wohl der Hauptverantwortliche.
Die Firma war 1892 in Leipzig gegründet worden, wahrscheinlich von Josef Liebenthal oder von ihm übernommen worden. Sie produzierte elektrotechnische Artikel, z.B. Hausklingeln, Morseapparate.
Er starb 1910 wohl kinderlos. Heinrich absolvierte im Rahmen seiner kaufmännischen Ausbildung ein Jahr (1913) in der Leipziger Firma. 1914 wurde die Firma nach Unsleben transferiert. In den 1930er Jahren waren 37 Arbeiter und Angestellte in der Firma tätig.
Die Firma hatte große Exportaufträge und war daher als Devisenbringer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Als jüdische Firma war sie aber den Nazis ein Dorn im Auge und sollte sobald wie möglich arisiert werden.
Ein Ansatzpunkt dafür war eine Steuerprüfung 1936. Wegen einer zu erwartenden Steuerstrafe beantragte der Präsident des Landesamtes eine Inhaftnahme von Heinrich, Otto und Fritz L.
Das Steuerstrafverfahren wurde bereits am 14.12.1936 für abgeschlossen erklärt, trotzdem wurden die Häftlinge am 17.12.1936 nach Dachau transportiert. Ein 12­ seitiger Anwaltsbrief an die Gestapo in München sollte die Unangemessenheit und Haltlosigkeit der Inhaftnahme aufzeigen. Vielleicht wurde der Brief nach Berlin weitergeleitet, jedenfalls kam von dort am 22.5.1937 der Beschluss auf persönliche Anordnung des RFSS (Reichsführer der SS, Heinrich Himmler), dass die in Dachau Inhaftierten zu entlassen seien.
In der Reichspogromnacht war Heinrich Liebenthal mit seinem Schwager Max Moritz in Meiningen. Er stellte sich am folgenden Tag der Polizei. Die Abwesenheit von Unsleben wurde ihm aber als Flucht ausgelegt und er wurde ins KZ nach Buchenwald gebracht.
Jetzt war es der NSDAP wichtig, dass die Firma schleunigst arisiert ist, zumal bereits Teile der Familie emigriert waren. Dazu wurde Heinrich L. aus dem KZ angefordert, damit er die Übertragung der Firma notariell vollziehen kann. So wurde die Firma im November 1938 an Hans Hahn und Karl Bittorf übertragen und von diesen weitergeführt. Die beiden Familien zogen auch in die Villa ein.
Heinrich Liebenthal emigrierte am 29.4.1939 mit Frau und Tochter über Havanna in die USA.
Die Liebenthal haben nach dem Krieg ihre Firma wieder zurück erhalten, eine gewisse Zeit mit einem Verwalter wieder produziert, aber in den 1970er Jahren die Fabrik und Villa verkauft.
Ein letzter Besuch in Unsleben seiner Tochter Elisabeth mit Mann, Tochter und Schwiegersohn fand im Juli 2001 statt. Mit auf dem Bild sind v.r. Walter u. Erika Frickel(die damaligen Eigentümer), die Tochter von Elizabeth, Erika u. Josef Hesselbach, Elizabeth mit ihrem Mann Walter Goldschmitt.

Julius Liebenthal (1893) war mit Tilly(1901) verheiratet uns sie hatten zwei Söhne, Adolf(1924) und Erich(1927). Sie wohnten, wie alle jungen Liebenthal-­Familien in der Villa, die 1928 erbaut wurde, als das zweite von Juden von Grund auf neuerbaute Gebäude ungefähr 100 Jahre nach dem ersten von Männlein Donnerstag errichteten (Donnerstaghaus). Julius soll blind gewesen sein und deswegen wohl auch nicht persönlich verantwortlicher Teilhaber der Firma.
Julius Liebenthal emigrierte mit seiner Familie 1939 über Havanna in die USA.

Max Moritz (1889) war der Ehemann von Toni Liebenthal (1896), einer Schwester der vier Liebenthal­ Brüder. Beide waren in der Fa. Zschökel tätig. Sie hatten drei Kinder, Adolf (1923), Kurt (1924) und Ilse (1928).
Die Familie ist am 27.4.1939 nach Chile ausgewandert.

Otto Liebenthal (1894) war einer der drei persönlich haftenden Gesellschafter der Fa. Zschökel.
Er war zunächst mit Grete Mittel verheiratet, die aber bei der Geburt ihrer Tochter Grete(1926) starb. Er heiratete dann seine Schwägerin Nelly Mittel(1900), sie hatten noch ein Mädchen,  Alice (1930).
Otto war mit Heinrich und Fritz zusammen 1936 in Dachau inhaftiert. Er ist mit seiner Familie unmittelbar nach der Pogromnacht über Havanna in die USA ausgewandert.